Maisernte in Handarbeit

 

Sie hatte alles im Griff: Die Hospitalera in Casanova

 

Eine internationale Runde

 

 

28. Tag, 8. Oktober 2007

PORTOMARIN – PALAS DEL REI–CASANOVA

32 km

Bei herrlichem, gegen Mittag schon fast heissem Wetter, durchwanderte ich ein weiteres Stück Spaniens. Heute durfte ich durch schöne Waldwege mit unglaublich vielen Eichenbäumen gehen.

Auf den Feldern war die Maisernte in vollem Gange. Man sieht hier, die für diese Gegend typischen, Mais Speicher. Ich dachte bei mir, dass ich wieder ein bisschen weiter als Palas del Rei gehen würde. Dort war nämlich für viele Pilger das Etappenziel.

In der Herberge, im kleinen Weiler Casanova war es dann auch für mich Zeit um Halt zu machen. Diese Herberge wird von einem Ehepaar betreut, das nebenan einen Landwirtschaftsbetrieb führt. Die Frau, eine sehr resolute Person, schaut in der Herberge zum Rechten.

Eine Frau wurde gnadenlos weggeschickt, weil sie keinen Pilgerpass vorzeigen konnte. Ich sass gemütlich auf der Terrasse, und staunte wieder einmal mehr, ob der vielen Pilger die vorbeizogen. Der Schlafsaal mit 12 Betten war bald ausgebucht, so dass ein zweites Zimmer geöffnet wurde. Als auch dieses voll war und noch eine Gruppe Jugendlicher ankam, mussten diese auf dem Boden schlafen.

Da es im Ort keine Verpflegungsmöglichkeiten gab, konnte man sich für das Nachtessen anmelden. Wir wurden vom Wirt eines abgelegenen Restaurants abgeholt. So sassen am Tisch drei Leute aus Spanien, drei aus Frankreich und ich. Wie sich herausstellte, waren zwei der Frauen bereits im letzten Jahr, zur gleichen Zeit wie ich, von Le Puy nach St-Jean-Pied-de-Port unterwegs. Und jetzt waren wir wieder gleichzeitig auf dem Weg – dieses Mal in Spanien.Verrückt, erst heute treffe ich sie zum ersten, und leider auch zum letzten Mal.

Zurück in der Herberge waren wir wegen all dieser jungen Leute schon auf eine laute Nacht eingestellt. Aber die Hospitalera hatte wohl mit den jungen Leuten Klartext geredet und um halb elf hörte man keinen Mucks mehr. Im Zimmer war es heiss und stickig. Zum Glück hatte ich mir ein Bett am Fenster ergattern können. Ich durfte es leider nur ein bisschen öffnen, aber immerhin. Ich hätte sonst wohl Zustände gekriegt.