Auf den Anhöhen kurz nach La Faba

 

 

Nur noch ein Schritt und ich bin im langersehnten Galizien

 

25. Tag, 5. Oktober 2007

PEREJE – O CEBREIRO – ALTO DO POIO

31 km

Ich verbrachte wiederum eine fast schlaflose Nacht. Warum kann ich auf einmal nicht mehr gut schlafen? Zwischendurch plagte mich ein ganz blöder Hustenreiz. Um die anderen nicht zu wecken, versuchte ich diesen zu unterdrücken, was die Sache nur noch schlimmer machte. So früh wie möglich wanderte ich darum wieder los.

Weil die Strecke vorerst noch neben der Nationalstrasse verlief, gab es keine Probleme den Weg im Dunkeln zu finden. Nach zirka drei Kilometern ging es steil bergauf, bis La Faba, wo ich unbedingt Energie tanken musste. Beim „Refugio Vegetario“ machte ich Halt. Ich nahm einen näheren Augenschein. Offensichtlich handelte es sich um junge deutsche Aussteiger, die sich hier niedergelassen hatten. Allen möglichen Krims-Krams wurde zum Kauf angeboten. Sogar eine orientalische Massage hätte man auf Wunsch erhalten können. Ich bestellte ein Bocadillo (Sandwich) mit Käse. Darauf wurden mir draussen auf einem Holzbrett Käse, Oliven, Trauben und Brot serviert. Dazu gab es noch in Streifen geschnittene Löwenzahnblätter.

Auf der Treppe sass ein junger Spanier. Er sang und spielte dazu auf seiner Gitarre Flamencomusik. Ich liess mich eine Weile von dieser friedlichen Stimmung einlullen, aber dann musste ich mich losreissen. Mein Ziel war der Pass O Cebreiro. Kurz davor erreichte ich endlich die Grenze in das ersehnte Galicien. Im Ort O Cebreiro herrschte eine gänzlich touristische Atmosphäre. Viele Cars waren zu sehen. Ein Gewimmel von Leuten und Pilgern. Viele Souvenirshops. Es war auch ziemlich kalt und zügig dort oben.

Dank der guten Verpflegung in la Faba fühlte ich mich noch fit genug, um weiter bis zur Herberge von Hospital da Condes zu gehen. Dort gefiel es mir aber gar nicht und nach kurzem Überlegen zog ich noch einmal vier Kilometer weiter. Sehr steil ging es bis zum höchsten Punkt Galiciens, auf den Alto do Pojo auf 1.337 Meter. Dort soll es eine private Herberge in einer Bar geben. Der Besitzer erklärte mir, dass die Herberge geschlossen sei. Er hätte aber Zimmer für 30 Euro. Als ich ihm bedeutete, dass ich weitergehen wolle, machte er mir ein Angebot. 10 Euro für ein Bett und 10 für das Abendessen. Gut, ich war einverstanden. Als ich später bei seiner Frau bezahlte, verlangte sie nur 16 Euro. Dieser Schlaumeier von Wirt!

Ich glaubte schon, dass ich wieder alleine in der Herberge wäre, als um 21Uhr eine junge Amerikanerin aus San Diego eintraf. Bei meiner Frage, wie sie diesen steilen Weg im Dunkeln gefunden hätte, fing sie an zu weinen. Sie erzählte mir, dass sie mit ihrem Freund Schluss gemacht hatte. Sie sei darum spät in O Cebreiro angekommen und da waren die Herbergen schon voll.