Das berühmte Cruz de Ferro im Morgengrauen

 

Der Weg führt mitten durch duftende Kräuter

 

23. Tag, 3. Oktober 2007

FONCEBADON – PONFERRADA

26 km

Es war so dunkel, dass ich erst um acht Uhr starten konnte. Im Morgengrauen erreichte ich das berühmte Cruz de Ferro. Hier legen Pilger ihre mitgebrachten Steine und anderes mehr nieder um so, symbolisch ihre Sorgen dazulassen. Ich muss gestehen, dass mich dieser Ort überhaupt nicht berührt hatte.

Weiter ging es durch eine Berglandschaft voller Ginster, Heidekraut, Lavendel, Thymian und vieles mehr. Im Frühling und Sommer wird wohl hier ein richtiges Farbenmeer sein.

Ich wanderte eine Weile mit Michele. Er ist ein ziemlicher Einzelgänger, setzt sich nie zu den anderen und isst auch immer alleine.

Nach so langen ebenen Wegen, wie ich sie die letzten zwei Wochen erlebt hatte, fuhren mir die Berge jetzt ganz schön in die Knochen. Vor allem der lange Abstieg bis Molinaseca war extrem.

Unterwegs begegnete ich kaum Pilgern. Darum staunte ich nicht schlecht, als ich in Ponferrada, der Hauptstadt der Region Bierzo, ankam. Unglaublich viele Pilger standen für ein Bett an. „Wo kommen die denn alle her“? Ingeborg und Reinhard, die auch eingetrudelt waren erklärten, dass es sich hier um Touristen, also Autopilger handeln würde. Diese fahren mit dem Bus, gehen zwei, drei Kilometer, holen sich den Stempel und erschleichen sich so die Compostela (Pilgerurkunde). Das ist doch einfach ein Witz! Natürlich schlafen die auch in den günstigen Herbergen. Wir versuchten, diese Horde zu ignorieren. Trotzdem ärgerten wir uns furchtbar über diese Leute und noch mehr über die Hospitaleros die schon um 14 Uhr Velopilger und diese Touristen einliessen.

Ich bekam noch eines der letzten Betten in einem Viererzimmer. Zwei ältere Frauen aus Schweden hatten sich dort schon installiert. Die eine war krank und musste die ganze Zeit erbrechen. Sie wollte in ein Hotel, aber keiner von den Hospitaleros half ihnen beim Telefonieren. Und dies ausgerechnet in dieser Herberge, die unter dem Patronat des Schweizers Heilligen Niklaus von der Flüe steht.

So schlimme Zustände hatte ich bisher in Spanien noch nie angetroffen. Spät ankommende Pilger, die den ganzen Tag ihren Rucksack getragen hatten, mussten gar mit fensterlosen Kellerräumen vorlieb nehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

j

Herberge in Manjarin - nicht für jeden Geschmack