Das war der allererste Wegweiser, den ich zu Gesicht bekam - er steht in Genf.

 

Langsam verschwand die Stadt Genf aus meinem Blickfeld.

 

Hier übernachtete ich nach meinem ersten Tag auf dem Jakobsweg.

 

 

1. Tag, Montag 3. April 2006

GENF - BEAUMONT

16 km

Der Start meiner Pilgerreise glückte super. Jaqueline, bei der ich in Genf übernachtete, hatte mich am Morgen bei der Basilika Notre Dame "abgeliefert" und mir den Weg durch die Altstadt beschrieben. Am liebsten wäre sie auch gleich „abgehauen“, wie sie mir später per SMS ihre Gefühle beim Abschied mitgeteilt hatte. Von nun an war ich auf mich selber gestellt. Zuerst war es schon ein bisschen komisch mit dem Rucksack am Rücken durch die Stadt zu wandern. Den Weg hatte ich problemlos gefunden und war auch schon bald in Carouge und aus der Stadt raus. So nach zirka zweieinhalb Stunden überquerte ich den Bach „L'Aranda Rau“ und war somit schon in Frankreich. Leider stellten sich bald die ersten Beschwerden ein. Der linke Oberschenkel tat mir weh und ich musste den Hüftgürtel meines Rucksacks öffnen. Ich dachte schon, dass ich deswegen die erste Etappe bereits in Neydens beenden müsse – doch der dortige Zeltplatz hatte noch nicht geöffnet. So bin ich weitergegangen, den Berg rauf, durch Schotter- und Naturwege, dass ich mir manchmal nicht sicher war, ob ich überhaupt auf dem richtigen Weg sei. Die Muschel, das Wegzeichen des Jakobswegs, war aber immer wieder im richtigen Augenblick aufgetaucht. Der Weg war so richtig nach meinem Geschmack. In Beaumont angekommen hoffte ich, dass die Gîte d'étape offen sein möge. Und siehe da, direkt am Weg stand das Haus mit dem Schriftzug „Fromagerie Beaumont“. Eine frühere Käserei, die zur Gîte umfunktioniert worden war und jetzt Platz für zehn Leute bot. An der Tür stand geschrieben „Liebe Pilger, bitte treten Sie ein und installieren sie sich wie zu Hause. Bis später“. Da war ich schon mal total positiv überrascht und dachte, dass es mir ja wirklich gut gehe an meinem ersten Tag. Ich suchte mir eines der Betten aus und nahm eine Dusche. Danach, als ich auf der Terrasse auf einem Holzbänkli an der Wärme sass, kam Anne, die Besitzerin der Gîte - eine Finnin. Wir plauderten ein bisschen. Auch brachte sie mir Brot, Butter und Confi für das Morgenessen. Sie meinte, dass ich heute wohl die einzige Pilgerin bleiben würde. Das war mir auch recht, so hatte ich das ganze Haus für mich alleine. Mir ging es gut, ich fühlte mich trotz der müden Glieder wohl. Ich genoss es alleine zu sein und freute mich auf mein Bett. So lange redete ich von meiner geplanten Pilgerreise und so oft hockte ich vor dem Compi um mir die Seiten über den Jakobsweg immer und immer wieder anzuschauen, und jetzt war ich tatsächlich unterwegs und hatte schon die erste Etappe geschafft. Wahnsinn!!!