Marie-Jo und Colette vor dem Bergzug des Jaizkibel.

 

 

Die Bucht von Hondarribia.

 

 

Bilck auf San Sebastisan.

 

 

 

Colette vor der Jugendherberge.

 

CAMINO DEL NORTE   1. Teil 2016

Mittwoch, 20. April 2016, Anreise von Langenthal via Basel, Paris, Ankunft in Irun um 18.30 Uhr.

Inzwischen kenne ich die Strecke Basel-Paris-Gare de Lyon und den Weg zum Taxistand um mich zum Gare Montparnasse chauffieren zu lassen auswendig. Mir bleibt genug Zeit bis zur Abfahrt des TGV nach Irun. Im Zug befinden sich mehrere Pilger. Die meisten steigen in Bayonne aus, um weiter nach Saint-Jean-Pied-de-Port und dem Camino Frances zu reisen. Nur ein kleiner Rest bleibt bis Hendaye und Irun sitzen. Dort treffe ich meine zwei Pilgerfreundinnen Colette und Marie-Jo wieder, die ich vor zehn Jahren auf der Via Podiensis kennenlernte. Vor einem Jahr habe ich ihnen eine Karte aus Bayonne geschrieben und erzählt, dass ich nächstes Jahr auf den Camino del Norte will. Daraufhin stellte sich heraus, dass die Beiden genau dies auch im Sinne haben. Also eine gute Gelegenheit uns zu treffen, um wieder gemeinsam ein Stück des Weges zu gehen. Sie stiegen in Bordeaux in denselben Zug wie ich ein. Und voilà, da nähern wir uns schon. Ich vom hinteren Ende des Zuges, sie vom vorderen. Wir begrüssen uns herzlich und fühlen uns gleich wieder wie vor zehn Jahren. Manche Beziehungen der Pilger überdauern, weil man unterwegs Wesentliches miteinander teilt. Wir machen uns sogleich auf den Weg zur Herberge. Es sind schon fast alle Betten besetzt. Wir haben Glück und werden zusammen mit einem Australier in ein Fünfbettzimmer einquartiert. Endlich können wir uns bei einem Bier und Steak-Frites in Ruhe unterhalten. Alle drei sind wir glücklich, dass unser Zusammentreffen so gut geklappt hat und wir nun für eine Weile zusammen wandern können. Sie werden bis Compostela gehen. Ich nur für zwei Wochen – mal schauen, wie weit wir in dieser Zeit kommen.

Herberge, sehr einfach, 5 Euro

 

1. Tag, Donnerstag, 21. April

Irun – San Sebastian

26 km

Ich schlafe dank meiner neuen, extra auf meine Ohren angepassten Stöpsel, ziemlich gut. Als ich erwache, raschelt es schon überall. Ich erkenne Colette und Mi-Jo, wie sie sich im Dunkeln parat machen. Also raus aus dem Bett! Es ist viertel vor sieben und los geht es. Hinauf auf den Jaizibel, dem langgezogenen Berg, dem wir für Stunden entlang wandern, bis es hinab nach Pasaia geht. Hier warten wir auf das Boot, das uns hinüber auf die andere Seite des Meeresarmes bringt. Ein Spanier, der auf seinem Fahrrad daherkommt, will mir sagen, dass ich meinen Rucksack falsch eingestellt hätte. Ich denke – wieder so ein Besserwisser. Dennoch löst er bei mir einen Denkprozess aus. Also verstelle ich den Rucksack, und siehe da, es fühlt sich tatsächlich angenehmer an. Colette meint, dass wir wohl jetzt den anstrengendsten Teil der Etappe hinter uns haben. Aber weit gefehlt. Es folgen im Wechsel ermüdende Auf- und Abstiege, der steilen Küste entlang, jedoch mit spektakulärer Aussicht. Meine Knie fangen an zu rebellieren. Gott sei Dank sind wir bald in San-Sebastian. Im Tourist-Office erkundigen wir uns, wo die Herberge zu finden ist. Die liegt ganz am Ende der Playa de Concha. Also noch einmal zwei Kilometer dem mondänen Boulevard entlang. In der Jugendherberge sitzt ein Mann an der Rezeption, der ganz langsam und gemütlich einer Person nach der Anderen die Plätze zuweist. Endlich sind wir an der Reihe und bekommen ein Dreier-Zimmer. Er erklärt uns genau, wo wir den Seniorentreff finden können. Dort gibt es nämlich ein Pilgermenue. Trotz langem Suchen finden wir diesen einfach nicht. Also noch einmal zurück, um ihn zu fragen. Der Typ an der Rezeption schaut uns sehr lange an und sagt dann ganz vorwurfsvoll. “Ihr seid drei Personen! Ihr habt sechs Oeils! (sechs Augen) und ihr findet den Ort nicht, der doch gleich nebenan ist!“ und zeigt mit dem Finger auf das Gebäude. Wir konnten fast nicht mehr aufhören zu lachen, wegen den sechs Oeils und der Art dieses Señors uns wie Kinder zu belehren. Schlussendlich haben wir den Treff gefunden und dort gegessen. Steak-Frites zum zweiten.

Jugendherberge, sehr gut, 15 Euro