5. Tag, 7. April 2006
YENNE – ST.GENIX-SUR-GUIERS
25 km
Zusammen mit meinen Mitpilgern frühstückte ich und machte mich dann alleine auf den Weg. In Yenne sprach ich noch mit einem alten Mann, der wollte wissen, warum ich alleine gehe. „So ärgert mich keiner“. Grosses Gelächter. Er meinte, ich überlegte wohl viel den ganzen Tag. Ich sagte, “gar nichts, ich habe nichts in meinem Kopf“. Wieder grosses Gelächter. So ging es eine Weile hin und her. Diesen Humor der Franzosen liebe ich. Solche Begegnungen begleiten einen den ganzen Tag.
Die Etappe erwies sich als sehr streng. Kaum wähnte man sich in der Zivilisation, schon war man wieder im „Juhui“. Der Weg durch die Wälder mit einem sensationellen Blick auf die Rhone war einfach super. Sogar ein Kuckuck begleitete mich mit seinen Rufen. Auf einem Rastplatz, beim Picknick, stiessen auch Roger und André zu mir. So trifft man sich immer wieder.
Ich hatte viele Wildschweinspuren gesehen. Der ganze Weg durch den Wald war durchgeschnüffelt. Ich ging durch einen richtigen Wildschweinewald. Leider bekam ich Probleme mit dem rechten Fussrücken, sodass ich die letzten drei Marschstunden leiden musste.
Weil ihre Gîte etwas abseits liegt, holte mich Chantal von den Acceuil Jaquaires (Freunde der Jakobspilger) in St. Genix ab. Ich war erst die zweite Pilgerin, die sie beherbergte. Chantal wird im Herbst pensioniert werden, und weil sie genug Platz hat will sie Pilger aufnehmen. Sie und ihre Familie waren sehr nett. Auch das Essen, Schafskotelette, Bohnen und Bratkartoffeln und flambierte Bananen, war ausgezeichnet. Nur leider war die Unterkunft unter allem Hund. Schlafen musste ich in einem alten Speicher, der nur notdürftig gereinigt war. Das Bett stammte wohl von der Urgrossmutter. Eine grössere Person als ich es bin, könnte ihre Beine nicht ausstrecken. Alles war schmutzig, kalt - „gruusig“.