26. Tag, 28. April 2006
FIGEAC - GRÉALOU
22 km
War das ein Tag heute! Ohne Frühstück verliess ich ziemlich früh Figeac. Erstmal ging es den Berg hoch, sodass ich richtig wach wurde. Da sah ich zum ersten Mal, die für die Gegend typischen „cazelles“. Dies sind kleine runde Steinhütten, welche früher den Schäfern als Unterkunft dienten.
Nach zirka zwei Kilometern kam eine Kreuzung. Da lernte ich eine Schweizerin kennen. Sie sass in einem verlassenen Bushäuschen. Wir unterhielten uns und assen zusammen ein Picknick. Sie erklärte mir, dass sie jedes Jahr für zwei Wochen auf den Jakobsweg gehen würde. Sie würde immer da weiterwandern, wo sie im Jahr zuvor aufgehört hatte. Nach einer Weile trennten wir uns, da sie eine Variante des Weges machen wollte. Ich dagegen folgte dem normalen Weg.
Schon bald kamen mir Peter der Luzerner, und eine andere Schweizerin, sie heisst Margrit, entgegen. Seit Genf hatte ich ausser den paar Worten mit Peter kein Schweizerdeutsch gesprochen, und jetzt drei Schweizer auf einmal! Die beiden kamen zurück, weil sie den Weg nicht fanden. Auf dem Wegweiser stand aber deutlich nach Gréalou und Cajac nach links. Also ging ich weiter und dachte, ich würde den Weg schon finden. Aber mir ging es ebenso wie den andern. Nirgendwo ein Wegweiser oder Hinweis. Ich wollte nicht mehr zurück und lief dann einfach der Hauptstrasse entlang bis Gréalou.
Dort in der Herberge angekommen, war kein Mensch – alles verlassen. Ich wartete zwei Stunden lang aber niemand kam. Dabei hatte ich gestern Abend telefoniert und alles schien klar. Die haben mich einfach vergessen. Ich las in meinem Führer, dass es in diesem Ort noch eine andere Pilgerherberge gibt. Dort angekommen klingelte ich, aber offenbar an der falschen Tür. Ich wusste es nur noch nicht. Vier Kinder waren da und ein Hund. Die Mutter sei unterwegs in Cajac. Die Kinder liessen mich ins Haus und telefonierten der Mutter. Sie werde gleich kommen. So wartete ich in der Küche und mir kam alles irgendwie komisch vor. Als ich fragte, ob auch genug Platz für mich vorhanden sei, sagte mir das eine Mädchen, das würde schon gehen ich könnte sonst ihr Zimmer haben. Ich bin überhaupt nicht drausgekommen, wollte eigentlich auch nicht in diesem Genusch bleiben.
Die Mutter kam dann bald und hat mich lachend darüber aufgeklärt, dass es Ihre Nachbarn seien, die Zimmer vermieteten. Im Moment sei aber niemand da. Sie telefonierte dem Hausherrn, der zum Glück gleich kam und mir zeigte, wo ich alles finde. Das Logis gehöre seiner Frau, die darin ein Malatelier habe und Betten an Pilger vermiete. Die Fensterläden waren blau gestrichen, darum auch der Name „Les Volets bleu“. Man sah überall, dass hier eine Künstlerin lebt. Sie sei auch Schweizerin, seine Frau, erklärte er mir. Zurzeit, sei sie aber gerade bei Ihrem Vater in St. Gallen. Ich suchte mir ein Bett aus, duschte, und kochte mir in der Küche Teigwaren. Jetzt war ich rundum zufrieden und froh, doch noch eine Bleibe gefunden zu haben. Auf einem Gestell entdeckte ich Nähzeug, und da ich immer noch keine kurzen Hosen kaufen konnte, schnitt ich kurzerhand die Beine meiner Trekkinghose ab. Ich habe ja noch die 3/4Hose und die Gore-Tex-Regenhose, das wird jetzt wo es wärmer wird reichen.